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Grand Vide

Lange angekündigt, jetzt als Website online, mein Projekt Grand Vide. In „bonjour tristesse“ wird die Geschichte der kurzen amourösen Begegnung zweier Menschen in einem mondänen Badeort an der nordfranzösischen Atlantikküste in Bildern erzählt.

Trouville und Deauville, einst Hotspot der internationalen Hautevolee, strahlen immer noch den Charme vergangener Zeiten aus. Irgendwie scheint alles ein bisschen aus der Zeit gefallen. Die stete Gleichmässigkeit von Ebbe und Flut bestimmen in ihrer sonoren Gemächlichkeit das Leben der Menschen hier. Selbst die Pferde in den Hippdromen La Touques und Clairfontaine sind müssig unaufgeregt. Kommt man von Paris her, egal mit welchem Transportmittel, wird man unweigerlich aus der Hektik des Alltags herausgerissen und verfällt dem pittoresken Flair.

Das Rauschen des Meers, das allzeit präsente Gekrächze der Möwen, ab und zu unterbrochen von unwirklich scheinenden Gesprächslauten vom Strand hoch kommend. Ein Fischkutter bahnt sich seinen Weg durch den Hafen. Autos hupen. Menschen flanieren. Es ist Markt. Das Licht ist mild. Es ist das Gleiche, welches schon unzählige Maler inspirierte. Peter Lindbergh hat Tatjana Patitz darin fotografiert. Und letztlich hat es mich fasziniert und mitgenommen.

Über allem schwebt in der Luft dieses Lied von Charles Trenet – „La Mer“. 

Der Weg von der Idee bis zur Realisierung dieses Projekts hat eine Weile gedauert. Es war ein Zufall, der mich zum ersten Mal nach einem langen Wochenende in Paris nach Deauville führte. Ich wollte einfach nur ans Meer und stand auf einmal an dem Strand, an dem sich einst Film- und Showgrößen ihr Stelldichein gaben. Das diffuse Licht, in welches die Szenerie eintauchte, nahm mich gefangen. Die Begegnung mit Peter Lindbergh tat ihr übriges. Es entwickelte sich die Idee zu Grand Vide, deren Umsetzung von den Leitlinien von DOGMA95 inspiriert wurde. Diesen folgend formulierte ich meine Eigenen für die Fotografie. Als massgebliches Medium lag Analog im KB-Format auf der Hand. Hier bei „bonjour tristesse“ habe ich nur mit s/w-Material gearbeitet. Ergänzt wurde dies mit farbigen Bildern, digital fotografiert, den aufgestellten Regeln nachkommend.

Die Geschichte einer kurzen Liebesbeziehung entwickelte sich nach und nach. Bewusst habe ich die „Ich“-Perspektive gewählt, um größtmögliche Intimität zu erzeugen. Mir war klar, dass als Protagonistin im Zusammenhang mit einer dreitätigen quasi 24h/24 Produktion dies die Auswahl hierfür deutlich einschränkte. Letztlich war es ein glücklicher Umstand, dass durch den Ausfall eines anderen Models meine Wahl auf Linda fiel, wobei es war mehr Bestimmung. Ich bin mir sicher, es sollte so sein. Linda hat sich in die Rolle voll umfänglich eingefügt. Gegenseitiges Vertrauen war eine der Grundlagen dafür. Mit Katharina Kulm fand sich dann recht kurzfristig die Visagistin. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie sich der Herausforderung gestellt hatte. Auch wenn wir stressige Tage hatten, war die Zusammenarbeit sehr angenehm.

Nach „bonjour tristesse“ sind weitere Stories geplant. Über allem stehen die Leitlinien des communiqué. Grand Vide bildet hierfür die Plattform.

 

 

 

 

 

 

 

Une Hommage à Peter Lindbergh

 

Bonjour petite tristesse

Es ist nun schon etwas her, diese Tage in Trouville und Deauville. Drei waren es, um genau zu sein. Und immer noch ist das Entrücken präsent. Die Zeit im Hotel und am Strand, dazu die Musik von Charles Tränet. Das Meer, das Licht, die lachenden Stimmen der spielenden Kinder und Rufe der Mütter, das sanfte immer presente Rauschen der Brandung des Atlantik, es ist da. Wer einmal an diesem Ort war, geht im Geiste nicht mehr fort.
Einer der größten Fotografen unserer Zeit, Peter Lindbergh, war dort immer wieder anzutreffen. Damals Ende der 80er und Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts, der Zeit der Supermodels, begann es. Er liebte die Atmosphäre. Hier entstanden die ersten Aufnahmen mit Tatjana Patitz, wurden Modestrecken für alle grossen Modemagazine fotografiert. Sein Tod hinterlässt bei mir eine gewisse Wehmut. War er, nein er ist immer ein Vorbild für mich gewesen und wird es weiter sein. Seine Bilder sind authentisch und haben mich inspiriert. Peter Lindbergh war nicht nur Fotograf, er war Mensch, vielleicht war er ab und zu etwas durchgeknallt, aber mit Erdung.
Das mein eigenes Projekt lange brauchte, hat jetzt seinen Sinn. Es sollte nicht früher sein, sondern jetzt. Die Idee greift die Leitlinien von DOGMA95 auf und setzt diese in die Fotografie um. Gearbeitet wurde vorwiegend mit analogem schwarz/weiss Filmmaterial (KB). Entstanden ist eine Geschichte, une petite histoire d’amour mit einer Hommage an Peter Lindbergh. Es war eine Passion von ihm, rauchende Frauen zu fotografieren. Vor mir liegt dieses Portfolio „Smoking Women“. Es sind Bilder voller Innigkeit und sehr nahbar, nicht inszeniert. Sie zeigen keine Models, sie zeigen Frauen, die in sich ruhen, selbst wenn sie bewegt erscheinen. Gerade dies macht sie so anziehend, gerade deshalb wird man vom Betrachten gefangen.
Der zweite Tag, wir waren im Hotel. Nachmittags, die Fenster standen offen, man hörte sanft das Meer und mehr noch die Möwen. Linda hatte es sich bequem gemacht und stand an der Brüstung des kleinen Balkons des Zimmers. Sie rauchte und tat es mit lasziver Intensität. Genoss den Moment. Die Zeit nahm sich Zeit. Ich fotografierte sie einfach. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Es war nicht geplant, nicht arrangiert und doch ist diese Aufnahme entstanden im Gedanken an einen der emphatischsten Persönlichkeiten. Damals wusste ich es nicht. Danke Peter!

 

Das Projekt Grand Vide wird in Kürze veröffentlicht.